Tony Bennett: A Swingin Christmas
Weihnachten ist die Jahreszeit, zu der man sich zurücklehnt und schöne Musik auflegt. Heute möchte ich das Album „A Swingin‘ Christmas“ von Tony Bennett featuring Count Basie Big Band vorstellen. Zunächst aber ein paar Zeilen zu Tony Bennett.
Ich bin seit vielen Jahren schon ein großer Fan von Tony Bennett. Ich habe ihn insgesamt dreimal im Spätherbst seiner Karriere gesehen. Im Jahr 2010 in Birmingham, 2012 in Berlin und im Jahr 2017 in Paris. Auch zu der Zeit war Tony Bennett weit über 80 und es war beeindruckend, wie er mit seinem Quartett mühelos ein 90-minütiges Programm bestritt.
Tony Bennett hat in seiner Karriere über 60 Alben aufgenommen, fast alle bei seinem Label Columbia. Meine Lieblingsalben sind aber die zwei Alben mit dem Jazzpianisten Bill Evans, die er Mitte der 70er bei den kleinen Labels Prestige/Fantasy aufgenommen hat, als er vertraglich an Columbia Records gebunden war.
Als Weihnachtssänger ist Tony Bennett nicht bekannt, über viele Jahre war das Album „Snowfall“ mit dem Robert Farnon Orchestra aus dem Jahr 1969 sein einziges Weihnachtsalbum. Ein sehr exzellentes Album, vielleicht schreibe ich dazu mal mehr im nächsten Jahr. Im Jahr 2008 veröffentlichte Tony Bennett das oben genannte Album mit der Count Basie Big Band. Tony Bennett nahm im Jahr 1958 ein Album mit der Originalband von Count Basie auf, also eine Art Reunion nach einem halben Jahrhundert.
Es ist sicherlich kein Album für den Jazzpuristen, sondern eher ein Album, welches man beim Baumschmücken mit der ganzen Familie hören kann. Hervorzuheben ist das erstklassige Klavierspiel von Monty Alexander, der wie der große Count einen leicht swingenden Sound am Klavier hat. Die elf Songs aus dem Album sind bekannte Weihnachtsklassiker, die von vielen Sängern gesungen worden sind. Ein Teil der Aufnahmen ist bereits im Jahr 2004 entstanden.
Das Album startet mit einer ausgelassenen Swingversion von „I‘ll be Home For Christmas“ , dies ist eine klassische Big-Band-Swingnummer, bei der Tony Bennett hoch über dem Sound der Band singt. Eine sehr fröhliche und ausgelassene Nummer. Für Jazzliebhaber kann ich die Nummer „Silver Bells“ empfehlen, denn hier kann man mit dem Fuß mitwippen. Hier ist besonders das leicht swingende Spiel von Monty Alexander hervorzuheben, mit dem er am Ende den Song „Santa Claus Is Coming To Town“ andeutet. Tony Bennetts Stimme passt sich mühelos dem Sound an. Freunden der großen Balladen ist das Stück „All I Want for Christmas is You“ ans Herz zu legen, denn es ist eine wirkliche Herz-Schmerz-Nummer mit vielen Streichern. Tony Bennett singt das Stück vom Herzen und sehr direkt, dies wird durch das Mundharmonikasolo von Toots Thielemans schön untermalt.
Bei dem Stück „My Favourite Things“ steht eher die Band im Vordergrund; hervorzuheben ist der Wechsel zwischen Saxophon- und Trompetensatz. Ich muss zugeben, dass ich die Nummer aus dem Musical „Sound of Music“ nie leiden konnte, denn sie ist mir zu künstlich. Bei dieser Nummer steht der Gesang von Tony Bennett auch eher im Hintergrund. Ein absolutes Highlight kommt mit der Ballade „Christmas Time is Here“, denn hier beschreibt Tony Bennett eindrucksvoll die Schönheit von Weihnachten, wenn alle zusammenkommen und Weihnachten feiern. Er singt wunderbar nachdenklich und nimmt den Zuhörer hier mit auf eine schöne Reise.
Der Song „Winter Wonderland“ darf auf keiner Weihnachtsplatte fehlen, auch hier wieder eine ausgelassene Swingnummer, bei der Monty Alexander am Piano den Ton angibt. Tony Bennett kann dem hohen Tempo mühelos folgen. „Have Yourself A Merry Little Christmas“ ist wieder ein großes Feature von Tony Bennett, hier singt er sehr gefühlvoll und weich, dies wird von einem souligen Gitarrensolo von Gary Sargent zusätzlich untermalt. Für die Kinder passt die ausgelassene Nummer „Santa Claus Is Coming To Town“, auch hier gibt die Band Gas und macht daraus eine ausgelassene Swingnummer. Auch Tony Bennett klingt hier sehr entspannt und ausgelassen. Für die Eltern passt der Song „Baby, It‘s Cold Outside“, den Tony Bennett im Duett mit seiner Tochter singt. Im Original ist es eine Nummer, die Dean Martin auf seinem Album „A Winter Romance“ berühmt gemacht hat. Ich muss zugeben, dass hier der Funke nicht so recht überspringt, denn die Nummer passt eher zu einem verliebten Paar als zu einem Vater-Tochter-Duett. Bei „Christmas Waltz“ kann man den Glühwein anmachen, auch ein sehr stimmungsvolles Lied, bei dem das Quartett im Vordergrund steht. Tony Bennett ist hier der Geschichtenerzähler, der uns eindrucksvoll die Atmosphäre an Weihnachten darstellt. Den runden Abschluss bildet der Song „O Christmas Tree“, bei dem Tony Bennett ohne viele Schnörkel im Duett mit Monty Alexander über die Schönheit des Weihnachtsbaumes singt.
Das Album „A Swingin‘ Christmas“ ist etwas für die ganze Familie: Liebeslieder für die Eltern, Santa Claus und Winter Wonderland für die Kinder und der Christmas Waltz für die Großeltern. Ein Album, welches man am Kamin wunderbar hören kann oder beim Schmücken des Baumes. Es ist nicht zu kitschig und Tony Bennett schafft es, bei fast jedem Song eine schöne nachdenkliche bzw. fröhliche Weihnachtstimmung zu erzeugen. Daher ist es das perfekte Album für einen Weihnachtsnachmittag mit der Familie. Eine kleine Kritik möchte ich aber üben: Es ist kein durchgängiges Album mit der Count Basie Big Band, sondern eher eine Zusammenstellung verschiedener Songs aus den Jahren 2004 und 2008. Aber das soll dem Spaß keinen Abbruch tun.
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