CD-Review: Little North & Jason Seizer
Little North: Finding Seagulls
Das Album ist vom dänischen Trio „Little North“. Dieses besteht aus:
Benjamin Nørholm Jacobsen – Piano
Martin Brunbjerg Rasmussen – Bass
Lasse Jacobsen – Drums
Anna Rebekka Ross – Cello auf “Anna”
Die Musik dieses jungen dänischen Trios zeichnet sich durch Minimalismus gemischt mit nordischer Folklore aus. Das vorliegende Album ist wie eine Suite aufgebaut mit längeren zusammenhängenden Stücken und kurzen einleitenden Intros. Dies macht sich beim Intro „Two & Three“ bemerkbar, in dem Benjamin Nørholm Jacobsen ein kurzes einleitendes Klaviersolo spielt mit bewusst betonten einzelnen Noten. Beim nächsten Stück „Oe til skyer“ kommt das ganze Trio zur Geltung, bei dem der Bass die Führung übernimmt und das Schlagzeug leicht und luftig klingt, dies gibt Benjamin Nørholm Jacobsen Freiraum für Improvisationen am Klavier. Das Stück „The Kite“ stellt ein Feature für das Schlagzeug dar, welches hier das ganze Trio pusht. Sehr feinfühlig geht es in der Nummer „And Daughters“ zu, die Grundstruktur des Stückes ist eine gewisse Trägheit, welche durch das lange Basssolo symbolisiert wird. Ein Stück für verregnete Tage an der Küste.
Ganz anders die Numer „Horses“, bei der der Titel das Programm ist. Es ist ein auf- und absteigender Beat, wie des Reiten von Pferden über eine Wiese. Der Rhythmus hier ist packend und energisch zugleich. Das Stück „Anna“ ist ein Feature für Anna Rebekka Ross. Das Stück ist klassisch und kammermusikalisch aufgebaut, womit es an alte Musikabende in der Familie erinnert. Bei der Nummer „Freyu“ dominiert der langsam ansteigende Beat des Trios mit passenden Zwischentönen vom Schlagzeuger. Musikalische Gegensätze kann man in der Nummer „Invoke“ hören, hier spielt der Schlagzeuger etwas nach dem Beat des Pianisten Benjamin Nørholm Jacobsen, das Klavier klingt dazu deutlich intensiver mit einem gleichmäßigen Tempo mit der Betonung auf der Melodie. Der Schlagzeuger verzögert das Tempo etwas, welches der Pianist vorgibt. Ein gutes Beispiel, wie man im Jazz Gegensätze vereinbaren kann. Den Abschluss bildet das Stück „Cold Hawaii“, welches etwas soulig und relaxt klingt, genau die Bilder, die man mit Hawaii verbindet.
Ich kann euch dieses Album sehr empfehlen, denn diese eigenen Stücke wirken zwar minimalistisch, haben aber sehr großen musikalischen Gehalt. Sie erinnern an die Küsten Dänemarks und an Filme, in denen diese beschriebenen musikalischen Situationen filmisch ausgedrückt werden. Das Trio ist zudem sehr gut eingespielt, man reagiert sehr genau auf die musikalischen Einwürfe des Gegenübers.
Das Album könnt ihr hier bestellen:
Jason Seizer: Vertigo
Zu Jason Seizer habe ich eine ganz persönliche Verbindung. Mein allererstes Konzert, welches ich gesehen habe, war mit Jason Seizer im Jazzclub Unterfahrt in den 90er Jahren in München. Er spielte damals ein John-Coltrane-Programm. Zwischen den Jahren 2000 und 2003 war er künstlerischer Leiter des Jazzclubs Unterfahrt. Auch hat er seit Jahren sein erfolgreiches Label Pirouet Records. Eine ausführliche Biographie zu Jason Seizer würde hier den Rahmen sprengen, daher an dieser Stelle der Verweis auf seine Website.
Mehr Infos findet ihr hier:
Das Pablo Held Trio ist seit vielen Jahren ein renommiertes Jazz-Trio aus Köln, welches unzählige Platten aufgenommen hat. Es besteht aus Pablo Held am Klavier, Jonas Westergaard am Bass und Fabian Arends am Schlagzeuger. Auch hier der Verweis auf seine Website.
Die Platte „Vertigo“ ist der Nachfolger von „Cinema Paradiso“ aus dem Jahr 2015, welches sich mit Filmmusik beschäftigt. Das Repertoire besteht aus Melodien des Alfred-Hitchcock-Films „Vertigo“, von Michael Ciminos „The Deer Hunter“ oder Ennio Morricones „Cinema Paradiso“, ergänzt mit eigenen Kompositionen. Die Aufnahme wurde am 2. Juni 2018 im Studio 2 im Bayerischen Rundfunk in München aufgenommen.
Im Stück „My Reverie“ von Jason Seizer ist das Thema Ruhe im Vordergrund, hier nähert sich Jason Seizer tastend dem Thema an mit eher wenigen Noten, dies gibt dem Stück mehr Nachhaltigkeit. Den Gegensatz dazu stellt die Nummer „Camp By The Lake“ dar. Hier können wir einen rollenden Drumbeat hören, welcher vom Bass unterstützt wird. Jason Seizer spielt hier über den Beat und das Klavier von Pablo Held betont eher die leisen Noten. In der Nummer „Seizing“ steht das Tenor-Saxophon von Jason Seizer eindeutig im Vordergrund, hier spielt er kernige und gehaltvolle Solos.
In der Suite „The Movie Suite: Jungle Beat – Streetcar – On the Waterfront” können wir eine kleine Filmsuite erleben. Jason Seizer lässt sich dabei von dem Trio gleiten und spielt sehr präzise an der Melodie entlang. Die ganze Musik erzeugt eine drückende Atmosphäre wie ein Intro vor Beginn des Films. Sehr nachdenklich und mysteriös klingt „Vertigo Love Theme“. Das Tempo wird am Ende immer höher und Jason Seizer steigert das Tempo langsam. Am Ende spielt er in einer hohen Tonlage.
Bei dem Album sollte man die Augen zumachen und die Musik auf sich wirken lassen. Auch hier ist die Interaktion zwischen Jazson Seizer und dem Pablo Held Trio exzellent, bei der Seizer alle musikalischen Einwürfe gekonnt aufnimmt. Bei der letzten Nummer „Vertigo Love Theme“ führt es dazu, dass alle alles aus sich herausholen und dem Stück eine große Emotionalität verleihen. Außerdem zeichnet eine ausgezeichnete Klangqualität diese Platte aus, bei der man genau diese oben beschriebene musikalische Ausarbeitung genau heraushört.
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