CD-Review: A Charlie Brown Christmas

Es gibt an Weihnachten viele Traditionen. Manche schauen sich die Sissi-Teile an, andere schauen alte Weihnachtsfilme an und andere lesen ein Buch oder gehen raus in die Stadt. Für viele Amerikaner gehört das Fernsehspecial „A Charlie Brown Christmas“ zum festen Bestandteil des Weihnachtsprogramms. Das zugehörige Soundtrack-Album „A Charlie Brown Christmas“ ist längst ein Klassiker, welcher weit über den Jazz hinausgeht. Es ist eines der wenigen Jazz-Alben, welche ein weites Publikum erreicht haben und immer noch erreichen. Für viele stellt „A Charlie Brown Christmas“ von Vince Guaraldi sogar die erste Begegnung mit dem Jazz-Trio dar.

Vince Guaraldi wurde in San Francisco geboren. Er ist stilistisch dem West Coast Jazz und Latin Jazz zuzuordnen. Schon früh spielte er mit dem Latin-Musiker Carl Tjader im Jahre 1953. Er wurde bekannt in den 60er Jahren mit Jazz-Interpretationen von Filmen, u.a. auf seinem Album „Jazz Impressions of Black Orpheus“. Die dortige Eigenkomposition „Cast Your Fate to the Wind“ gewann sogar 1963 einen Grammy. Über diesen Weg kam er zum Fernsehen und spielte schließlich die Musik zu der Komikserie „Peanuts“ (Charlie Brown = Hauptcharakter) ein, welche bis heute eine der erfolgreichsten Komikserien der Fernsehgeschichte ist.

Das Herzstück dieses Album ist der Song „Christmas Time is Here“ geschrieben von Vince Guaraldi, welches erst viele Jahre nach dem Tod zum Weihnachtsklassiker wurde. Die allererste Coverversion war von Ron Eschete im Jahr 1982, aber erst ab den späten 90er Jahren kam der Durchbruch des Songs. Heute gibt es über 1700 Versionen von diversen Künstlern. Die Komposition von Vince Guaraldi berührt, ist tiefgehend und eine herrliche Melodie für eine Ballade.

Die Platte hat aber noch andere Highlights, wie das traditionelle „O Tannenbaum“, welches traditionell/klassisch mit der Melodie beginnt und dann zu einer jazzigen Nummer wird mit Wechseln zwischen dem Bassisten Fred Marshall und Vince Guaraldi, welche beide Variationen von der Melodie spielen. Oder aber auch die Eigenkomposition „Christmas is Coming“, eine flotte Swing-Nummer mit mittleren Tempo, auf der Vince Guaraldi leichtfüßig und ausgelassen spielt. Die Stimmung ist vergleichbar mit der Vorfreude auf die Geschenke für die Kinder. Die Nummer „What Child is This“ spielt Guaraldi nicht zu sehr melancholisch oder dramatisch, sondern eher wie ein zartes und sanftes „latinmäßiges“ Musikstück, bei dem man von Weihnachten schön träumen und innehalten kann. Feine Besenarbeit ist vom Schlagzeuger Jerry Granelli auf der Nummer „My Little Drum“ zu hören. Ein entspannter latinartiger Beat ist hier vorherrschend. Auf dem Album sind, wie es sich für einen Soundtrack gehört, auch schöne situative Nummern drauf wie „Linus und Lucy“ oder „Skating“, welche passend auf den Soundtrack abgestimmt worden sind.

Seit dem Jahr 2012 zählt das Album laut Kongress zu den wichtigsten historischen Alben. Für mich zurecht, denn das Album enthält Kompositionen, die im Ohr bleiben und die eine ganze Stimmung ausdrücken. Hier an Weihnachten ist vor allem die Besinnlichkeit, Nachdenklichkeit, aber auch die Fröhlichkeit. Es ist der perfekte Einstieg in den Jazz, denn die Solos sind nicht zu verspielt, sondern auf das Trio ausgelegt. Mit „Christmas Time is Here“ ist eine absolute Gänsehaut-Nummer drauf, die einfach ans Herz geht. Auf der CD-Ausgabe aus dem Jahr 2012 kann man endlich diese schönen Interludes von Bass und Schlagzeug hören, die auf früheren CD-Ausgaben nicht hörbar waren. Diese machen die Aufnahme zu einer Jazzaufnahme, aber gleichzeitig sind die Solos an der Melodie orientiert, und daher haben zu den Aufnahmen auch nicht-jazzaffine Hörer einen Zugang.

Also macht euch mit dieser Platte einen schönen Abend mit einer Käseplatte und genießt damit die Weihnachtszeit. Mit diesem Beitrag wünsche ich euch fröhliche Weihnachten und eine gute Weihnachtszeit.