Jazzpoint Records
Manchmal bekommt man als Jazzreporter auch richtige Überraschungen. So habe ich bei meinem Freund Jan Jankeje nach ein paar Oscar-Klein-CDs gefragt und es kam ein sehr großes Paket mit über 20 CDs von Jazzpoint Records zurück.
Jazzpoint ist das älteste Jazzlabel in Baden-Württemberg, welches im Jahr 1974 von Jan Jankeje gegründet worden ist.
Jan Jankeje ist ein anerkannter Jazz-Bassist, der mit allen Großen des Jazz zusammengespielt hat. Er ist im Jahr 1950 in Bratislava geboren. Mit 17 Jahren ist Jan Jankeje aus der damaligen CSSR in die BRD immigriert aufgrund des Einmarsches der Russen. Er spielte zunächst im legendären Atlantik-Jazzclub in Stuttgart. Im Jahr 1976 gründete er die IG-Jazz Stuttgart, die es bis heute noch gibt.
Jan Jankeje lernte in den 80ern Jaco Pastorius kennen, der auch Aufnahmen auf Jazzpoint Records machte. Außerdem entdeckte er den Weltklassegitarristen Biréli Lagrène und später auch Gismo Graf. Zu erwähnen ist, dass Jan Jankeje die Filmmusik für den letzten Fassbinder-Film „Querelle“ einspielte.
In den 90er Jahren war Jan sehr viel mit den großen Jazzern Al Casey, Benny Waters und Red Richards unterwegs.
Die Brandbreite von Jazzpoint ist sehr breit, von Louis Armstrong bis zu Jaco Pastorius.
Hier ein kleiner Streifzug zu den erhaltenen CDs:
Louis Armstrong: Legendary Berlin Concert
Das legendäre DDR-Konzert von Louis Armstrong vom 22. März 1965 ist astreine Qualität. Satchmo hat hier sichtlich viel Spaß und liefert ein sehr swingendes Konzert mit seinen All-Stars ab. Nur kurze Zeit später musste er aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten.
Matthew Brubeck & David Widelock: Really!
Ein sehr ungewöhnliches Album mit Cello und elektrischer Gitarre, beide spielen hier alles von Blues, Boogie Woogie bis zu Klassik sehr intim miteinander. Die Musik klingt hier locker und leicht.
Benny Waters: Swinging Again
Ein wahres Highlight ist die CD des Altmeisters Benny Waters „Swinging Again“, denn hier spielt er mit Thilo Wagner, Jan Jankeje und Gregor Beck swingende Jazzstandards wie „Strike Up the Band“ oder „Just One of Those Things“, aber auch einen eigenen Blues „Benny´s Bounced Blues“. Benny Waters singt diese Lieder mit viel Charme und Herzblut, sein lyrisches Spiel erinnert ein bisschen an Johnny Hodges.
Al Casey: A Tribute to Fats
Ein locker swingendes Tribute an Fats Waller, welches direkt nach dem Bosch Festival 1994 aufgenommen wurde. Eine Musik, welche zum Mitschwippen einlädt.
Wedeli Köhler: Swing Folk
Eine herrlich melancholische CD von dem großen Swinggeiger Wedeli Köhler im Stil des Jazz der 30er und 40er Jahre mit viel Herzblut aufgenommen. Der Höhepunkt der CD kommt mit der herzzerreißenden Version von „Wien, Wien, nur du allein“.
Oscar Klein: Jazz Show I und II
Zwei sehr swingende CDs mit dem italienischen Pianisten Romano Mussolini mit dem sehr charmanten Oscar Klein. Es sind alle Klassiker des Swing, aber auch Blues und eigene Kompositionen enthalten. Die perfekte Musik für einen lauen Sommerabend.
Katie Kern: Still Young
Die Debüt-CD von der Wiener Blues-Gitarristin Katie Kern. Hier singt sie fast alles von Jazz, Blues, Swing und Country. Die Auswahl zeigt die Vielseitigkeit von Katie Kern, die mühelos zwischen den verschiedenen Stillen hin und her gleitet.
Jaco Pastorius: Live in Italy/Honestly
Das Schmuckstück dieser Sammlung: ein Live-Mitschnitt aus Jacos Italien-Tour von 1986 mit Biréli Lagrène und Thoma Börocsz, bei der Jaco mühelos alle Stile von Django Reinhardt bis B.B. King spielt. Mit Satin Doll gibt es hier zudem ein rares Beispiel, bei dem Jaco Pastorius einen Standard spielt. Jan Jankeje war eng mit Jaco befreundet und er hat diese Aufnahmen produziert. Ein Muss für Jazz-Rock-Fans.
Jan Jankeje: Sokol
Ein Album von 1979 vom Labelchef Jan Jankeje mit eigenen Kompositionen. Auch feinster Rock-Jazz. Die Musik verbindet verschiedene Elemente von Pop, Jazz und Weltmusik. Dabei im Fokus der treibende Bass von Jan Jankeje.
Red Richards: Swing Time
Eine sehr swingende CD des Stride-Pianisten Red Richards, der auch ein einfühlsamer Sänger war, wie sein Take an „Once in A While“ zeigt. Die Songauswahl versetzt uns zurück in die gute alte Swing-Zeit der 30er Jahre.
Biréli Lagrène: Routes to Django
Zwischen den Jahren 1979 und 1983 tourte Jan Jankeje mit dem Biréli Lagrène Ensemble. Jan Jankeje entdeckte den großen Biréli Lagrène, der heute selber ein großer internationaler Jazzkünstler ist. Biréli war zu der Zeit noch ein Kind, aber er spielt scheinbar mühelos Stücke wie „I‘ve Found a New Baby“ oder „Wave“. Ein beindruckendes Zeitdokument.
Das war nur ein kleiner Streifzug durch das älteste Jazzlabel in Baden-Württemberg. Ich kann euch sehr empfehlen, diese CDs zu kaufen, denn sie haben Musikgeschichte geschrieben. Alle erwähnten CDs sind exzellent produziert, in vielen Fällen hat das das Tonstudio Bauer in Ludwigsburg gemacht.
Mehr Infos und noch viele weitere CDs zu Jazzpoint findet ihr hier:
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