David Rose Interview
Ich bekomme viele schöne CDs zugeschickt mit viel unterschiedlicher Musik. Vor einigen Wochen bekam ich eine CD von David Rose zugeschickt. Normalerweise hätte es bisschen gedauert, bis ich sie mir angehört hätte, aber die Songauswahl, Besetzung und der CD-Text-Schreiber haben mich neugierig gemacht.
Die Liedauswahl sind nicht die typischen American Songbook Leader, sondern sehr selten gesungene Songs wie „I CAN SEE YOU“ ,“STAY WITH ME“, „IN THE MIDDLE OF A KISS“, „ ROSE OF WASHINGTON SQUARE“– nur mit „MANHATTEN“ und „LOVE“ gibt es zwei etwas bekanntere Lieder. Ein besonderer Leckerbissen für Sinatra-Fans ist das Stück „LONELY TOWN“ des Sinatra-Klassikers „Only The Lonely“.
Dazu wird es begleitet von Weltklassemusikern wie Lee Musiker (langjähriger musikalischer Leiter von Tony Bennett) am Piano , Dan Levinson (spielte mit Mel Torme) an den Holzblasinstrumenten, Bucky Pizzarelli (u. a. langjähriger Gitarrist von Perry Como und spielte auch mit Sinatra), Tal Ronen (spielte u. a. mit Frank Wess und Jimmy Cobb) am Bass und Marc Mclean (spielte u. a. für Jamie Cullum) am Schlagzeug. Alles Weltklassemusiker, die alle eigene Bands haben.
Das Album erinnert an entspannte, relaxte, romantische Alben der großen Crooner wie Vic Damone oder Perry Como, Andy Williams und natürlich Frank Sinatra. Die Musiker spielen mal leicht swingend, dann sehr romantisch, schöne Melodien und passende Solos zum Gesang von David Rose. Ein Album für Romantiker oder die, die es werden wollen.
David Rose wurde 1976 in Karlsruhe geboren, er wurde u. a. von Horst Jankowski gefördert und lebt heute in Berlin. Er tritt seit vielen Jahren in allen renommierten Konzerthäusern des Landes auf. Mehr Details zu ihm findet ihr hier.
Ich hatte die Gelegenheit, David Rose ein paar Fragen zum Album und Sinatra und anderen Sängern zu stellen.
Jazzreporter: Hallo David, schön, dass du Zeit gefunden hast für ein Interview mit mir! Wann hast du denn die Liebe zum „Great American Songbook“ entdeckt?
DR: Bereits als Sechsjähriger habe ich Frank Sinatra für mich entdeckt und somit auch das Great American Songbook. Diese Musik hat mich seither ständig begleitet. Da hatte dann das Ergebnis, dass ich kaum jemals einen Songtext auswendig lernen musste, da sich alles automatisch durch Hören eingeprägt hat.
JP: Wann hast du das erstmals angefangen, Lieder des Great American Songbook zu singen?
DR: Als Kind habe ich bereits mit den Schallplatten mitgesungen, aber wirklich ernsthaft mit dem Singen habe ich erst mit 16, 17 Jahren angefangen. Später dann eine private Gesangsausbildung gemacht.
JP: Bist du auch ein großer Fan von Frank Sinatra?
DR: Der Begriff Fan oder Bewunderer reicht da gar nicht aus. Frank Sinatra ist ein wirklich wichtiger Teil meines täglichen Lebens. Seine Musik und Person sind immer gegenwärtig.
JP: Was begeistert dich an Frank Sinatra?
DR: Seine unfassbare Musikalität und die kompromisslose Ehrlichkeit, wie er mit den Texten und seiner Stimme umgeht. Beides finde ich in diesem Maße bei keinem anderen Sänger. Weder in der Unterhaltungsmusik noch in der klassischen Musik. Nehmen wir einfach mal die Art und Musikalität, wie er mit einem Arrangement umgeht. Die meisten Sänger, seien sie noch so gut oder talentiert, singen meistens über ein Arrangement hinweg. Sinatra beachtet jede Nuance des Orchesters und atmet mit den Musikern. Jede Note sitzt genau dort, wo sie sitzen muss. Kein Ton wird zu lang oder zu kurz gehalten. Auch begeistert mich immer wieder, dass sich seine Kunst niemals abnutzt. Im Gegenteil. Je mehr ich mit Musik involviert bin und dazulerne im Laufe der Zeit, umso mehr wird es mir bewusst, was für ein einmaliger Künstler das war.
JP: Was sind deine drei Lieblingsalben von Frank Sinatra?
DR: Mein absolutes Lieblingsalbum ist das wunderbare „POINT OF NO RETURN“.
Ich liebe aber selbstverständlich auch „IN THE WEE SMALL HOURS“ (vorzugsweise in der originalen Mono-Version der Erstpressung – später wurde leider Hall (Reverb) dazu getan), „ONLY THE LONELY“ und all die anderen.
Das Album „CYCLES“ beinhaltet meinen favorite Sinatra-Song „Wandering“.
JP: Kennst du auch seine Filme?
DR: Ich schätze den Sänger und Schauspieler Frank Sinatra gleichermaßen. Sinatra war ein Ausnahme-Schauspieler, der in seinen Rollen unglaublich authentisch war. Selbst wenn er nie gesungen hätte, würde er wahrscheinlich trotzdem meine Nummer eins sein, allein durch Filme wie „Man with the golden arm“ oder „A hole in the head“.
JP: Hättest du gern in der Zeit der 50er oder 60er Jahre gelebt?
DR: Na ja, das wär schon irgendwo meine Zeit gewesen. Aber ich bin dankbar dafür, die Möglichkeit zu haben, meine Art von Musik auch heute zu machen.
JP: Auf deiner CD klingt es auch ein bisschen wie Perry Como, schätzt du auch seine Musik?
DR: Vielen Dank für das Kompliment!
Ich würde fast sagen, dass Perry Como neben Sinatra den größten Einfluss auf meinen Gesangsstil hat. Seine Performance im „White House Konzert“ von 1982 mit Sinatra hat mich als Jugendlichen unsagbar beeindruckt. Aber auch Andy Williams und Vic Damone sind zwei große Einflüsse. Möchte dabei aber betonen, dass es mir fernliegt, jemanden zu kopieren oder zu imitieren. Das war nie meine musikalische Intention.
JP: Magst du auch noch andere Crooner wie Bing Crosby, Vic Damone, Jack Jones oder Buddy Greco?
DR: Neben den großartigen Sängern, die ich bereits erwähnt habe, schätze ich auch den 40s Crooner Eddy Howard, Tony Bennett, Eddie Fisher, Tony Martin und auch ganz besonders Al Bowlly.
JP: Bucky Pizzarelli spielte viele Jahre mit Perry Como und Frank Sinatra, wie kam dieser Kontakt zustande?
DR: Der Kontakt zu Bucky Pizzarelli kam durch meinen besten Freund, den Musiker Dan Levinson, zustande. Dan und Bucky hatten schon öfters auf Alben zusammen mitgewirkt. Mittlerweile ist mit der Pizzarelli-Familie eine gute Freundschaft entstanden. Vor allem Buckys Sohn Martin Pizzarelli ist ein enger Freund.
JP: Lee Musiker war viele Jahre der musikalische Direktor von Tony Bennett, hast du ihn mal nach einem Tony-Bennett-Konzert kennengelernt?
DR: Ich habe Lee vor ein paar Jahren kontaktiert, da ich gerne mal Tony Bennett persönlich kennenlernen wollte. Habe ihm ein paar Infos zu meiner Person und meiner Musik geschickt und daraufhin wurde ich von Lee backstage eingeladen und er stellte mich Tony Bennett vor, als er ein Konzert im Admiralspalast Berlin gab. Es war ein wundervoller Abend und dann passierte das Unglaubliche: Nachdem ich mich verabschiedet hatte und im Begriff war zu gehen, rief mich Lee zurück und sagte aus heiterem Himmel: „Hey Rose, one other thing: On your next album, ... I wanna be on it!“ Mir fiel sprichwörtlich die Kinnlade runter und ich fragte: „Are you serious?“ Antwort: „Of course I'm serious!!! It's a job, isn't it?!“ Und so standen wir dann in NYC im Studio.
JP: Wie hast du die Stücke für die CD ausgewählt? Hast du wochenlang deine alten Platten gehört und dann eine Liste gemacht mit deinen Favoriten?
DR: Die Auswahl der Stücke für ein Album ist immer ein langwieriger Prozess. Zunächst ist es mir wichtig, Stücke zu finden, die ich nicht als „overrecorded“ empfinde. Das Album beinhaltet deswegen überwiegend selten gehörte Standards, die sich zum Teil schon seit Jahren auf meiner Wunschliste befanden und immer übersehen wurden.
So stammt zum Beispiel der Titel „I need no atmosphere“ aus dem Movie mit Rock Hudson/Doris Day „Pillow Talk“, das ich schon als Kind geliebt habe. Der Song ist im Film nur im Hintergrund zu hören und wurde letztendlich auch nie kommerziell aufgenommen.
Es gab bisher (zumindest meines Wissens) keine Vokal-Aufnahme der wunderschönen Dave-Grusin-Ballade „You tell yourself“. Andy Williams sang den Song mal live in seiner TV Show, nahm ihn aber niemals auf. Selbst Bucky Pizzarelli, der in seiner Laufbahn wohl sprichwörtlich jeden Song gespielt hat, den es gibt, kannte diesen Song nicht. Und es war eine besondere Freude zu sehen, wie er nach dem ersten Take, den wir aufgenommen haben, sofort von seinem Stuhl sprang, die Aufnahmen unterbrach und rief „Let's listen, let's listen!“, weil ihn der Song so begeistert hatte.
Bei der Auswahl der Songs spielt es aber auch eine sehr wichtige Rolle, dass ich mich in den Texten wiederfinden kann und ich sie im Bestfall autobiografisch empfinden kann.
JP: Wie war es für dich, in New York aufzunehmen? Frank Sinatra nahm viele seiner Platten in New York auf?
DR: In New York aufzunehmen, war ein absolutes, unvergessliches Highlight und Erfahrung. Vor allem war ich sehr glücklich, mit diesen tollen, großartigen Musikern zu spielen, die zum Teil meine musikalischen Helden begleitet haben. Die Peter-Karl-Studios in Brooklyn waren dabei ein absoluter Glücksfall. Es ist ein Segen, mit einem Sound-Engineer wie Peter zusammenzuarbeiten, der genau weiß, wie diese Musik zu klingen hat.
Wir haben das komplette Album in nur drei Studiotagen „live“ eingespielt. Dabei wurde auf jegliches Overdubbing-Verfahren verzichtet. Genauso wie man es in den 50s/60s gemacht hat.
Mittlerweile hatte ich auch die Möglichkeit, im prestigen New Yorker Club Feinstein's/54 below meines Helden Michael Feinstein aufzutreten. Das war eine weitere unvergessliche Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin. Der Musikkritiker und Sinatra-Experte Will Friedwald war dabei und stellte mich dem New Yorker Publikum mit einer wunderbaren Ansage/Introduction vor. Die Liner Notes zu meinem neuen Album stammen von ihm.
JP: Glaubst du, dass diese Art von Musik auch in den kommenden 50 Jahren bestehen wird?
DR: Auf jeden Fall. Mozart und Beethoven bestehen ja auch noch. Wieso sollte es mit Gershwin, Rodgers and Hart anders sein?
JP: Sind Konzerte mit dem Programm dieser CD geplant?
DR: Konzerte mit dem Programm sind in Planung und werden rechtzeitig auf meiner Homepage www.davidrose.de bekannt gegeben.
JP: Danke für deine Zeit, David!
DR: Danke auch, hat Spaß gemacht!
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