CD-Review: Samuel Jersak The Melody At Night, Without You

CD-Review: Samuel Jersak The Melody At Night, Without You

Als ich diese Platte erhielt, musste ich sofort an Keith Jarrett denken. Vor genau 20 Jahren veröffentlichte Keith Jarrett die Platte mit dem Titel „The Melody At Night, Without You“. Sie war die erste nach Jarretts schwerer Krankheit des Chronischen Müdigkeitssyndroms, bestand aus zahlreichen Standards und sollte der Beginn seiner zweiten Karriere werden.

Jetzt hat der Tübinger Pianist Samuel Jersak fast dieselbe Platte veröffentlicht. Samuel Jersak begann im Alter von sieben Jahren Klavier zu spielen. Er spielte als Teenager in Rockbands und nahm gleichzeitig Unterricht an der Kirchenorgel. Schon mit 18 Jahren entflammte seine Liebe für den Jazz, die dazu führte, dass er Jazzklavier in Frankfurt, Köln und Nürnberg studierte. Zu seinen Lehrern zählten so renommierte Musiker wie Hubert Nuss oder Martin Schrack. Seine erste CD „Journey To Sydney“ erschien 2007. Im Jahr 2009 wurde das Nachfolgealbum „green land“ veröffentlicht. Zu seinem damaligen Trio gehörten Axel Kühl und Marcel Gustke.

Im Jahr 2010 geriet Samuel Jersak in eine persönliche Krise, daher nahm er bis heute keine eigenen CDs mehr auf.  Samuel Jersak lebt heute in Bern. Um diesen schwierigen Lebensabschnitt abzuschließen, nahm er das Album „The Melody At Night, Without You“ auf.

Die CD startet mit dem schönen Standard „Polka Dots And Moonbeans“, bei dem mit viel Gefühl sehr melodisch mit Variationen rund um das Thema gespielt wird. Der Klassiker von Horace Silver „Peace“ wird sehr zart gespielt, die bewussten Pausen erhöhen die Intensität und Aussagekraft des Stückes. Die Nummer „Polarlicht“ stellt die einzige Eigenkomposition dieser CD dar,  sie ist nach einer Nordkap-Reise entstanden. Jersak baut hier das Thema so auf, als würde er sich dem Polarstern langsam nähern. Eine meditative Stimmung hat der Standard „You Don´t Know What Love Is“. Hier ist ein ständiges Auf und Ab der Akkordfolgen zu hören, was eine beruhigende Grundstimmung erzeugt.

Das Arrangements zu „My Funny Valentine“ hat deutlich mehr Tempo als die bekannten Balladen –als ob man in freudiger Erwartung ist, seine Liebste bald zu sehen. Die nächste Nummer „Infant Eyes“ strahlt unglaubliche Ruhe mit einer gleichzeitigen Intensität aus. Eine Traurigkeit drückt „Cry Me A River“ aus: Hier wird es nicht wuchtig soulig, sondern sehr einfach gespielt, indem sich Jersak an der Melodie hält und die leisen Passagen der Nummer solistisch betont. An die Schlussnummer „Somewhere over the rainbow“ tastet sich Jersak langsam heran. Der Klang des Stückes erinnert an eine alte Kinderspieluhr, welche zart und sanft eine Melodie spielt.

Das Besondere an dieser Aufnahme ist, dass hier sehr schlicht und direkt gespielt wird. Jersak intoniert die schönen Melodien behutsam mit sehr viel Gefühl, aber gleichzeitig auch sehr intensiv. Damit entfalten diese überwiegend alten Stücke ihre schöne Ausstrahlungskraft und Lyrik. Er macht nicht den Fehler viele Akkordläufe zu spielen oder am Ende einen großen dramatischen Schlussakt zu setzen. Jersak lässt die  Stücke für sich selber sprechen. Ich kann euch diese Platte sehr empfehlen, insbesondere um nach einem stressigen Tag einfach abzuschalten. Dazu trägt die emotionale und gefühlvolle Spielweise von Samuel Jersak sehr gut bei.

Mehr Infos über Samuel Jersak findet ihr hier:

https://www.samueljersak.com/musiker

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