LP-Review: Olivia Trummer Studio Konzert

LP-Review: Olivia Trummer Studio Konzert

Live-Konzerte haben eine eigene Magie im Jazz, oft geschieht etwas Unerwartetes und gar etwas Magisches. Viele legendäre Jazz-Aufnahmen sind live entstanden; man denke nur an die Aufnahmen aus der Reihe „Jazz at the Philharmonic“ oder das Köln-Konzert von Keith Jarrett. Jazz-Künstler brauchen oft eine besondere Umgebung, um in Höchstform auflaufen zu können, diese besondere Umgebung geben die Bauer Studios mit ihrer Reihe „Studio Konzert“. Bei diesem Konzert wird die Aufnahme direkt analog aufgenommen. Keine Retakes oder zweiten Aufnahmen sind erlaubt. Künstler und Techniker müssen deshalb ihr Bestes geben. Natürlich braucht man dafür auch ein Publikum, um diese besondere Atmosphäre zu schaffen.

 

Ein besonderes „Studio Konzert“ war das von Olivia Trummer. Olivia wurde 1985 in Stuttgart in einer Künstlerfamilie geboren. Schon mit vier Jahren begann ihre klassische Klavierausbildung, dies merkt man ihren Aufnahmen auch an. Im Rahmen ihres Studiums studierte sie auch in New York. Ihr Studium schloss Olivia mit Auszeichnung ab. Seit Jahren ist Olivia Trummer in verschiedenen Formationen weltweit unterwegs. Mit ihrem Olivia Trummer Trio schlägt Olivia regelmäßig Brücken von der Klassik zum Jazz. Sie trat u.a. auch auf Bühnen wie Porgy and Bess in Wien oder in der altehrwürdigen Carnegie Hall auf. Seit 2016 ist Olivia mit dem Gitarristen Kurt Rosenwinkel mit der Band Caipi weltweit unterwegs. In diesem Jahr wird sie den Landesjazzpreis Baden-Württemberg erhalten.

 

Mehr über Olivia könnt ihr hier erfahren;

https://www.oliviatrummer.de/index.htm.

Ich traf Olivia letztes Jahr im Jazzclub Bix in Stuttgart und hatte ein sehr angenehmes Gespräch mit ihr.

 

Auf dem Album „Studio Konzert“ spielte Olivia solo in den Bauer Studios. Das Album wurde im November 2017 aufgenommen. Die Vinyl-Platte enthält Pop-Standards, klassische Kompositionen und Olivias eigene Lieder. Olivia singt mit sehr viel Gefühl und es kommt von Herzen, genau diese Atmosphäre kommt auch beim Zuhörer rüber. Das Konzert beginnt mit zwei Standards: „You are the Sunshine of my Life” und “Close to you”. Man könnte vermuten, dass die Lieder schmalzig sind. Doch das ist weit gefehlt! Olivia singt hoch und wiederholt den Refrain der Songs mehrmals mit sehr viel Rhythmus. Ihre Darbietung wirkt romantisch und verträumt. Etwas Swing-Feeling kommt bei dem Lied „They can´t take that away from me“auf. Olivia hat hörbar Spaß an dem Song und spielt hier mit den Wörtern. Einen eher meditativen Charakter hat ihre Eigenkomposition „Embracing“, der Stil ist hier eindeutig klassisch geprägt. Schöne Bilder malt Olivia mit ihrer zweiten Eigenkomposition auf Seite A der Vinyl-Platte: „Fly Now“. Das Lied hört sich wie eine Abendballade an, in der man die Impressionen des Tages nachdenklich verarbeitet.

Das Fender Rhodes kann man auf dem Song „Sharing my Heart“ klingen hören, dieser Song hat einen gleichmäßigen Rhythmus, der dem Song eine schöne Dynamik gibt. Olivia zieht hier die Töne lang und singt punktgenau auf den Rhythmus des Liedes. Bei „Gotta miss Someone“ meint man, ein ganzes Trio zu hören. Ihre Stimme improvisiert über die gespielten Harmonien. Ein Song, der förmlich zum Mitschnippen anregt und der auch für eine Party geeignet wäre. Der zweite Standard des Great American Songbooks ist „Nature Boy“. Hier baut Olivia die Improvisationen langsam auf, sie spielt das Thema mehrmals hintereinander. Ein perfektes Intro, um ihre Stimme daraufzusetzen, dies ist für mich der lyrischste Song der Platte, man taucht hier sehr schön in die Welt des „Nature Boy“ ein. Das Konzert endet mit zwei klassischen Nummern von Claude Debussy: „Little Shepherd“ und „Jimbo´s Lullaby“. Beim Lied „Little Shepherd“ meint man, den Klang einer Spielzeuguhr zu hören, die sich langsam bewegt. Den Abschluss „Jimbo´s Lullaby“ singt Olivia schön weich und sanft wie ein Wiegenlied zum Schlaf.

 

Es macht viel Freude zu hören, wie Olivia schöne Bilder malt. Ihre Klavierstimme ist unisono zu ihrer Stimme, beides passt perfekt zusammen. Olivia singt mit viel Gefühl und Hingabe, die den Zuhörer sehr bewegen und ihm nahegehen. Olivia improvisiert aber auch exzellent auf dem Klavier und puscht dabei selber. Ein sehr intensives Konzert, welches man auf der Platte „Studio Konzert“ hören kann. Ich kann es nur wärmenstens empfehlen. Olivia Trummer ist eine würdige Trägerin des Landesjazzpreises und zu Recht eine führende Pianisten der deutschen Jazzszene. Die deutsche Jazzszene kann stolz sein, so eine talentierte Künstlern wie Olivia Trummer zu haben.

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Kommentare: 1
  • #1

    Micha Rostalski (Samstag, 11 Mai 2019 20:29)

    https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/olivia-trummer-erhaelt-den-landesjazzpreis-2019-1/