CD-Review: Johannes Enders "Endorphin"
Im Mai dieses Jahres sah ich den Saxophonisten Johannes Enders mit Karl Ratzer im Jazzclub Unterfahrt, welcher meine zweite Jazzheimat ist. Der Club hat einen sehr ausgewogenen Sound und man kann vor allem Blasinstrumente hervorragend hören. Johannes Enders hatte sehr viele soulige Einlagen in seinem Spiel.
Johannes Enders wurde 1967 im bayerischen Weilheim geboren. Mit 14 Jahren kam er zum Altsaxophon, in dieser Zeit war Johannes Enders vom Soul und Jazz beeinflusst. Vorbilder waren Stevie Wonder, Quincy Jones, John Coltrane, aber auch Michael Brecker. Nach ein paar Lehrjahren mit Jürgen Seefelder am Richard-Strauss-Konservatorium in München ging er 1987 zum Saxophonstudium nach Graz. Dort hielt es ihn nur zwei Jahre, durch eine Vermittlung bekam er ein Stipendium in New York. Hier spielte er mit Größen wie Donald Byrd, Sam Rivers oder Brad Mehldau. Nach ein paar Jahren kehrte er nach Deutschland zurück und ist seitdem ein gefragter Sideman für Karl Ratzer, Rainer Böhm, Susi Hyldgaard usw. Er leitet aber auch seine eigene Gruppe.
Über die letzten Jahre gewann Johannes auch renommierte Jazzpreise wie z.B. den „ECHO Jazz“ im Jahr 2012. Johannes Enders ist außerdem seit 2007 Professor für Jazzsaxofon an der Musikhochschule in Leipzig.
Das Album „Endorphin“ enthält zahlreiche autobiographische Bezüge. In der „Lucky Joe Street No 4 – Hans-Glück-Straße 4“ ist Enders geboren. Das Lied „Captain Roland Kirk“ ist dem gleichnamigen Saxophonisten gewidmet und „Oreman“ der Liebe zu Ornette Coleman. Der Titel des Albums „Endorphin“ ist ein Glückshormon, vom Glück kann man viel spüren beim Hören des Albums.
Das Album wurde im März 2017 in München aufgenommen. Neben Johannes Enders am Tenorsaxophon spielen Jean-Paul Brodbeck Klavier, Phil Donkin Bass und Howard Curtis Schlagzeug.
Gleich zu Beginn bei „Oreman“ nimmt Enders das Heft des Handelns in die Hand, mit viel Power führt er durch das Stück, flankiert von passenden Klavier-Akkorden. Das nächste Stück „Endorphin“ ist sehr rhythmisch mit auf- und absteigenden Rhythmen, als ob man im dauerhaften Zustand der Glückseligkeit wäre. Ein eher swingendes Stück ist „Amerikarma“, hier gibt es einen feurigen Antrieb von Howard Curtis, dieser swingt auf der Melodie und nimmt die anderen drei Mitspieler schön mit. In „Memory Ship“ nimmt uns Johannes Enders auf eine Reise mit. Das Stück hat viel Lyrik und Zartheit sowie insgesamt eine sehr schöne, angenehme Atmosphäre. Ein Denkmal setzt er dem Multibläser Roland Kirk mit dem letzten Stück „Captain Roland Kirk“, welches wie auch bei Roland Kirk ein Feuerwerk der verschiedenen Klänge ist.
Das Album glänzt durch einen starken Sound, jedes Instrument ist perfekt abgemischt. Man spürt hier den amerikanischen Einfluss in Enders Spiel insbesondere vom Soul-Jazz bis zum modernen Free Jazz der 60er Jahre. Die Musik ist keineswegs angespannt, sondern ein ehrliches Abbild der Person von Johannes Enders. Der Musik ist das in jedem Ton anzumerken. Daher eignet sich das Album für einen anregenden Jazzabend bei einer guten Käseplatte und einem schönen Bordeaux.
Die CD erscheint am 12 Oktober. Sie kann hier bestellt werden https://amzn.to/2MVeZvz
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