Jazz in Stuttgart (14) IMA KYO
Der Jazz ist eine Musik, für die das Wort „Grenze“ ein Fremdwort ist. Der Jazz ist offen für verschiedene Musikstile, manchmal kombiniert man mehrere Musikarten und als Ergebnis entsteht dann ein ganz neuer Stil. Über die gesamte Musikgeschichte des Jazz kann man das gut nachverfolgen.
Genau das ist Maria Kaulbarsch mit ihrer neuen Band IMA KYO gelungen. Maria Kaulbarsch ist eine renommierte Sängerin, die von klassischem Jazzgesang bis zu modernem Jazzgesang viele Stile beherrscht. Maria Kaulbarsch kommt aus Berlin und lebt in Stuttgart.
Über Maria könnt ihr euch hier informieren: http://mariakaulbarsch.de/
Die neue CD beeindruckt schon äußerlich durch die schöne Covergestaltung. In der CD sind auch die schönen Texte enthalten. Die Produktion ist exzellent, denn der Sound schwebt angenehm im Raum. Die Musik ergibt ein einheitliches Bild. Maria begleiten folgende Musiker: Winfried Rimbach-Sator (Klavier), Eduardo Sabella (Bass), Johannes Lüttgen (Schlagzeug). Sie fügen sich wie das passende Gegenstück zu Marias Stimme perfekt ein. Maria singt fein über die Melodie mit zarten Improvisationen, oftmals perfekt unisono mit den Background-Sängerinnen Caro Trischler und Sarah Pfaff. Auch die Texte, welche fast alle von Maria geschrieben worden sind, bestechen durch schöne Bilder und eine feine Wortwahl.
Dies merkt man z.B. bei dem Lied „Duft nach Neu“. Die Backing Vocals legen einen samtweichen Sound verstärkt mit Electro Beats. Maria singt weich und pointiert und verstärkt dabei die träumerische Stimmung des Liedes. In dem Lied „Momente“ herrscht eine andere Stimmung vor, hier klingt die Begleitung wie eine tickende Uhr, bei der die Momente schnell vergehen. Etwas soulig geht es in dem Lied „Ruhe nach dem Sturm“ zu, hier taucht Maria in den Text ein. Die Sehnsüchte und das Bedürfnis nach Liebe kommen hier schön raus.
Das jazzigste Stück ist eindeutig „Neuland“, bei dem Maria nur die Melodie improvisiert. Insbesondere das Saxophon-Solo von Jacob Manz ist sehr treibend, denn es beginnt ganz leise und endet mit gekonnten Improvisationen in der hohen Tonlage. Wie eine bittersüße Ballade klingt „Moral von der Geschicht‘“, diesmal ein Feature für Marvin Holley, dessen Gitarre die nachdenkliche Atmosphäre des Liedes unterstreicht. Sicherlich ein Lied für die späte Stunde. Das Ende setzt das Lied „Der Mond“, dies singt Maria sehr unmittelbar und intim. Früher hat man es sicher so bei einem Hausabendkonzert gesungen. Auch hier ein ausdrucksstarkes melodisches Solo von Jacob Manz.
Ich hatte zum Glück Ende Mai in Stuttgart die Möglichkeit, Maria ein paar Fragen zu dem Album zu stellen.
Jazzreporter: „IMA KYO“ – woher stammt der Name für deine Band?
Maria Kaulbarsch: Wir haben als „Maria Kaulbarsch Quartett“ angefangen, aber ich wollte einen eigenen Namen für die Band finden. Ich habe den Namen IMA KYO aus einem japanischen Buch entnommen, in dem Buch gab es viele Wörter mit einem schönen Klang. Bei dem Wort IMA KYO gab es einen schönen Klang. IMA KYO bedeutet auf Deutsch „jetzt und heute“. Neben dem Klang ist mir auch die Bedeutung sehr wichtig, da ich am besten schreiben kann, wenn ich im Jetzt und Heute bleibe. Dann passieren die besten Ideen.
JP: Wie hast du die schönen und einfühlsamen Texte erarbeitet?
MK: Ich kann am besten schreiben, wenn es mir nicht so gut geht. Die einfühlsamen Lieder sind in einer schwierigen Phase entstanden, wo ich etwas gezweifelt habe. Ich habe mich einfach an das Klavier gesetzt und meinen Kopf geleert. Daraus sind einzelne Zeilen entstanden, die dann später zu Liedern wurden. Ich schreibe ganz selten einen Song ganz in einem Rutsch durch. Die erste Zeile von dem Lied „Die Moral von der Geschicht‘“ habe ich z.B. vor 10 Jahren aufgenommen.
JP: Dein Pianist Winfried spielt auf dem Album nicht zu viel, dabei kommt deine Stimme sehr gut zur Geltung. Was denkst du darüber?
MK: Ich finde das sehr toll von Winfried. Er hat durch sein Keyboard und Piano viele Sounds zur Verfügung. Bei den vielen Möglichkeiten nicht zu viel zu spielen, macht einen großen Musiker aus.
JP: Wie ist das Album konkret entstanden?
MK: Die Idee dazu hatte ich schon vor fünf Jahren. Ich dachte, alles muss immer perfekt und fertig sein, bevor wir ins Studio gehen. Als wir im November 2017 ins Studio gingen, habe ich gemerkt, dass nicht alles so perfekt sein muss. Im Studio werden viele Feinheiten in der Produktion gemacht. Manche bereiten alles perfekt vor, dies ist aber kein Muss für eine CD.
JP: Welche Einflüsse hat deine Musik?
MK: Ich hole meine Einflüsse vor allem bei Konzerten. Wenn ich jemanden live höre und mir etwas gefällt, dann schreibe ich meine Ideen dazu auf einem Zettel auf. Das Motiv für das Stück „Neuland“ auf der CD ist genau so entstanden. Die Idee für das Motiv habe ich von einem Auftritt einer Sängerin, die hier in der Stuttgarter Jazzkiste aufgetreten ist.
JP: Was macht ein perfekter Song aus für euch?
MK: Der perfekte Song muss ein Wechselspiel haben mit Wiedererkennungsmerkmalen und überraschenden Effekten. Der Text des Songs darf nicht zu platt sein. Ich habe daher die Texte der Songs ins Booklet drucken lassen, damit man es als Zuhörer besser nachvollziehen kann.
JP: Wie kam der Kontakt mit Marvin Holley zustande?
MK: Marvin Holley habe ich an der Hochschule kennengelernt, ich war damals im Master- und er im Bachelorstudium. Er hat außergewöhnliche kompositorische Ideen. Wir haben zwei Wochen vor der Aufnahme zusammen an dem Stück „Die Moral an die Geschicht‘“ gearbeitet. Ich bin sehr dankbar dafür. Das Stück wurde abschließend auch in einem Take aufgenommen.
JP: Warum hast du am Ende ein traditionelles Lied zum Ausklang gewählt?
MK: Ich habe das früher im Chor gesungen. Das Lied war mir wichtig, denn es hat einen wunderschönen Text. Das Lied passt im Endeffekt auch zum Album, weil das Album total durchmischt ist. Man kann das Album nicht so leicht in eine Musikkategorie einordnen. Es passt auch gut zum Schluss des Albums, weil es eine Art Gute-Nacht-Lied ist. Das Lied hat auch viel Emotion. Ich singe es auch am Schluss meiner Konzerte. Eine Passage im Lied habe ich sogar neu getextet.
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