Jazz in Stuttgart (13) Pablo Held Konzertreview
Ein Dialog ist unumgänglich, denn jeder Mensch muss an irgendeiner Stelle mit anderen Menschen kommunizieren. Der Dialog ist notwendig um seinen Standpunkt klar zu machen, oder elementare Bedürfnisse zu erfüllen. Ein Dialog kann ziemlich langweilig, belanglos und monoton sein, aber gleichzeitig auch sehr bereichernd.
Natürlich gibt es das Pendant dazu auch in der Musik und solch einen spannenden Dialog durfte ich am 23.11.2017 im Stuttgarter BIX Jazzclub hören.
Das Pablo Held Trio gibt es seit 2008 und neben Pablo Held am Klavier, spielt Robert Landfermann Bass und Jonas Burgwinkel Schlagzeug. Zu Beginn des Konzertes sagte Pablo Held, dass es keine vorgefertigte Setlist gebe und alle drei Musiker spontan spielen. Also ganz genau wie ein Dialog. Das Pablo Held Trio hat ein Repertoire von 40-50 Stücken, aus welchen sie ihr Konzertrepertoire auswählen können. Der Stil des Pablo Held Trios ist die offene und freie Improvisation, denn die Musik entwickelt sich direkt und unmittelbar während des Konzertes. Es gibt keine vorgefertigten Arrangements.
Das Pablo Held Trio zählt schon längst zu den innovativsten Trios in Deutschland, auf ihrem Label Pirouet www.pirouet.com sind zahlreiche Tonträger erschienen u. a. auch ein beachtenswerter Auftritt mit John Scofield, welcher auch in der renommierten Jazzzeitschrift Downbeat sehr gelobt worden ist. Man könnte meinen, dass Pablo Held schon 50 oder 60 Jahre alt wäre, doch er hat das alles schon heute erreicht. Dabei ist Pablo Held gerade mal etwas älter als 30. Aber wir sollten hier nicht unnötig abschweifen.
Die zwei dargebotenen Sets (beide c. a. 45 Minuten) waren hochinnovative und sehr konzentrierte Musik. Dabei gab es zwischen den Stücken keine Pause, denn die Nummern gingen alle ineinander über. Alle Titel waren Eigenkompositionen von Pablo Held, welcher er alle für sein Trio geschrieben hat. Damit so eine Musik voll zur Geltung kommt ist ein aufmerksames Publikum notwendig. Genau diese Aufmerksamkeit zeigte das Stuttgarter Publikum im BIX Jazzclub.
Das erste Set war geprägt von mehreren kurzen Fragmenten von drei eigenständigen Musikern im Dialog. Pablo Held spielte nur ein paar kurze Akkorde, auf die Jonas Burgwinkel zart oder mit heftigen rhythmischen Schlägen am Schlagzeug antwortete. Auch Jonas Burgwinkel brachte mit seinem Bass verschiedene Farben ins Set ein, oft griff er auch zur Bassgeige, um einzelne Solopassagen besonders zu betonen. Jede musikalische Idee passte perfekt wie passende Puzzleteile zusammen. Am ehesten kann man das Set als unterschiedliche musikalische Wellengänge beschrieben werden -mal flach und mal sehr ansteigend für den Zuhörer.
Das zweite Set hingegen war anders, hier wurden mehr Melodien mit verschieden Variationen gespielt. Die Musik war einerseits träumerisch veranlagt aber zupackend intensiv, auch hier stand der musikalische Dialog eindeutig im Vordergrund. Die Themen erinnerten an Themen aus der Klassik oder aus der Zeit des modernen Cool Jazz eines Bill Evans. Von Minute zu Minute stieg Intensität der Musik an. Das Resultat dieser Entwicklung war gegen Ende ein entfesselndes Schlagzeugsolo von Jonas Burgwinkel. Die Musik entsprach einem ansteigenden Donnergewitter.
Solche Musik ist eine Herausforderung für den Zuhörer und für die Spieler aber ab und zu und in der richtigen Konzertlänge kann sie sehr anregend und inspirierend sein. Diese Musik war auf jeden Fall sehr anregend für mich!
Daher werde ich mich zukünftig noch mehr mit dem Pablo Held Trio beschäftigen, denn dies ist für mich die Jazzentdeckung des Jahres 2017.
Kommentar schreiben