Ziplfo Weinrich Group in Nürtingen
Das interessante am Jazz ist, dass man immer wieder musikalisch überrascht wird.
So ist es auch mit der Zipflo Weinrich Group geschehen, die ich Ende September in Nürtingen mit folgender Besetzung gesehen habe:
Zipflo Weinrich (Violin)
William Lecomte (Piano/Synthesizer)
Dominque Di Piazza (E-Bass)
Vladimir Kostadinovic ( Drums)
Der Wiener Ziplfo Weinrich zählt zu den führenden Violinisten in der Jazzszene, er ist Sinto mit viel Musik im Blut. Im Alter von 15 Jahren trat er im Wiener Jazzclub Jazzland auf (dazu unten mehr). Er hat mit Jazz Manouche angefangen, aber schrittweise sein Programm immer mehr in Richtung des „Modern Jazz“ erweitert. In Nürtingen stellte der sympathische Zipflo Weinrich seine neue CD „Coming Home“ vor.
In der altehrwürdigen Nürtinger Kreuzkriche, kam seine Violine besonders gut zur Geltung. Im ersten Set war das emotionale Highlight die wunderschöne Komposition „Un Klima“, ein wunderbares Feature für Zipflo Weinrich. Er baut in den Stück behutsam die Melodie auf. Dazu spiele er viele schönen Harmonien auf seiner Violine. William Lecomte fügte geschickt Pop-Elemente ein, indem er parallel die Melodie auch mit den Synthesizer gespielt hat. Das war somit ein idealer Klangteppich für die Improvisationen von Zipflo Weinrich.
Für die funky Grooves war der Franzose Dominque Di Piazza zuständig, welche er immer gekonnt an der richtigen Stelle der Stücke einwarf. Das gab der Musik einen sehr modernen Touch, erinnerte etwas an den Soul der 60er Jahre. Der Serbe Vladimir Kostadinovic spielte nicht dominierend, ja im Gegenteil eher feinfühlig, dies war das perfekte Gegenpol zum spielfreudigen Zipflo Weinrich.
Eine anderes Highlight des ersten Sets war auch das soulige Stück „Say, Dr. Jay“ auch hier unterlegt Lecomte einer eher poppige Begleitung mit seinem Synthesizer, die Ziplfo Weinrich mit seinen souligen Beats zusätzliche unterstützt hat. Im meinem geistigen Ohr klang es ein bisschen wie Art Blakey and the Jazz Messengers-nur der Saxophonersatz war hier der Synthesizer. Das erste Set verging wie im Flug. Ach ja, das süßeste Stück war „Schuka Anna“, ein Stück welches William Lecomte für seine Tochter Anna schrieb. Wenn man die Augen schloss konnte man direkt die süße Anna beim Einschlafen sehen. Ein sehr lieber Moment im Konzert.
Auch das zweite Set ging genauso „funky“ weiter, denn Zipflo Weinrich verstärkte diese Grundstimmung in dem er relativ häufig seine Violine wie eine Gitarre spielt hat. Das stark lateinamerikanische geprägte Stück „Spike“ war dafür das perfekte Vehikel. Validmier Kostadinovics gleichmäßiger Beat inspirierte Zipflo Weinrich die Melodie lang zu ziehen und somit einen mühelosen Übergang für das Solo für William Lecomte zu schaffen. Dieser improvisierte flink und mit schnellen Klavierläufe über die Melodie.
Aber auch der traditionelle Jazz kam nicht zu kurz so hatte Knebo Guttenberger eine Swing-Einlage mit „The Days Of Wine And Roses“, die sehr stark an Fankieboy erinnert hat. Seine Stimme war samtweich genauso wie die großen Crooner zu Sinatras Zeiten.
Im Anschluss hatte ich kurz die Gelegenheit mit Ziplfo Weinrich zu reden:
Danke Zipflo, dass du Zeit gefunden hast für das Interview.
Wie bist du mit dem Jazz in Berührung gekommen?
In meiner Familie wurde natürlich immer musiziert, natürlich wir bei uns Sintis üblich Jazz Manouche im Stile von Django Reinhardt. Aber Schritt für Schritt habe ich mich dann davon zum Modern Jazz wegbewegt. Aber ich spiele auch heute noch gern Jazz Manouche, denn ich habe mehrere Formationen.
Wie war es damals mit 15 Jahren im renommierten Wiener Jazzclub Jazzland ein Konzert zu geben?
Das war mit meiner Familie damals, natürlich war das ein besonderer Moment für mich. Ich bin bis heute noch der jüngste Bandleader, der im Wiener Jazzland gespielt hat.
Welche Rolle spielt die Musik von Stephane Grappelli in deinem Leben?
Ja, Stephane Grappelli hat für unsere Musik viele Grundlagen geschaffen. Ich selber habe aber keinen Violinisten, an dem ich mich ganz besonders orientiere beim Spielen. Ich orientierte mich eher am Klang des Saxophons und der Gitarre. Als ich ein junger Bub war wollte ich eigentlich Gitarre lernen, aber mein Großvater hat gesagt, dass wir genug Gitarristen in der Familie haben und ich lieber Violine spielen soll.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Barney Kessel und Toots Thielemans zu Stande?
Ich habe mit Barney Kessel im Rahmen einer Konzertreihe im Wiener Jazzland gespielt. Toots Thielemans habe ich nur eine Session gespielt, das war im Rahmen von einem Jazzfestival.
Es war natürlich etwas ganz besonders für mich.
Wie baust du ein Konzertprogramm auf?
Es soll die Leute nicht überfordern und schöne Balladen und Harmonien enthalten gemischt mit flotten Stücken.
Wie kam das Projekt „in Los Angeles zu Stande“?
Das Projekt wurde mit Hilfe eines Sponsors realisiert und ich rief beim Studio an und habe für die Produktion Topjazzmusiker bekommen wie z.B. Bob Mintzer oder Peter Erskine. Ich habe leider noch kein Konzert in den USA gegeben, aber ich arbeite an etwas im Hintergrund. Aber ich möchte nicht zu viel verraten.
Was ist das besondere an der neuen CD „Coming Home“?
Die CD ist frisch aufgenommen und gerade mal um die drei Wochen alt. Diesmal habe ich nur Coverversionen aufgenommen, diese kamen ja heute beim Publikum sehr gut an.
Was sind deine zukünftigen Projekte?
Ich habe viele Projekte im Kopf u.a. sind auch Konzerte in Deutschland geplant. Meine Familie lebt ja in Deutschland und ich habe hier viele treue Fans.
Danke für das Interview Ziplfo
Gerne Alex hat mir große Freude gemacht, vielleicht sehen wir uns mal in Wien
Ja, mehr gibt es auch nicht zusagen. Es war ein sehr entspannter Konzertabend mit einem auch menschlich liebenswerten Musiker. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Website: http://www.zipfloweinrich.com
Kommentar schreiben