Jazzopen Stuttgart
Ich war zwischen dem 9 und 16 Juli auf sechs Konzerten in Stuttgart und München. Es war ein wahrer Jazzmarathon. Zwei Konzerte wurden noch spontan dazu gebucht, dazu aber später noch mehr. Es war eine hochinteressante Woche, in der sich Stuttgart und München als wahre Jazzzentren präsentiert haben.
1. Chucho Valdes Quartett/ Wayne Shorter Quartett: Stuttgart Liederhalle 09.07.2017
Der Auftakt setzte schon mal sehr hohe Hürden. Es ging los im Hegel-Saal der Stuttgarter Liederhalle. Chucho Valdes vermischte eleganten Hard Bop mit kubanischen Rhythmen in seiner Musik. Die Musik hat sehr viel Spaß gemacht, sie war sehr frisch und verband den traditionellen Jazz mit der kubanischen lebensfrohen Musik.
Wayne Shorter ist keine Musik, die man jeden Tag hören kann. Er spielte mit seinem Quartett die Melodien oft mal nur kurz an, aber es entwickelte sich ein intensiver Dialog zwischen seinen Musikern. Es war sehr intensive Musik, die an die 90 Minuten dauerte. Jazz auf seinen Kern reduziert. Es war mein drittes Mal, dass ich ihn sah und ich wurde nicht enttäuscht.
2. Story of Jazz: Sparda Welt: 11.07.2017
Nur zwei Tage weiter ging es zur Story of Jazz in die Sparda Welt in Stuttgart. Diesmal gab es ein Programm mit dem Titel Story of Jazz, das die Geschichte der Musik erzählte. Der Hauptaspekt lag auf den 50er-70er Jahre. Die Band von Vincent Herring war gespickt mit zahlreichen Musikern der Mainstream Jazz Szene wie: Eric Alexander (sax), James Carter (sax), Steve Turre (trombone), Jon Faddis (Trompeter).
Nur kurz angerissen wurde der Free Jazz und Dixieland, dies war sicher dem Massengeschmack geschuldet. Beide Formen sind unter Jazz Fans umstritten. Es waren alle Arten des Jazz dabei, aber die letzten 30 Jahre wurden mit „Don´t worry be happy“ abgehandelt, dies hat nur sehr entfernt mit Jazz etwas zu tun.
Ein sehr bewegendes Lied war „What a wonderful world“, welches von Jon Faddis gesungen wurde. Er hat als junger Mann Satchmo noch kennengelernt. Es war ein emotionales Tribut an einen großen Jazz-Giganten.
3. Chilly Gonzales: Scala, Ludwigsburg: 12.07.2017
Dazu fehlen mir ehrlich gesagt immer noch die Worte. Dieser Mann ist ein Gesamtkunstwerk und alles anders als ein einfacher Künstler. Seine CD Piano Solos ist sehr gut, hier spielt er viele klassische Themen am Klavier.
Er hat verschiedene Musikstile parodiert, seine Rap Parodie ging mir etwas auf die Nerven. Auch seine Kommentare waren sehr provokant, in dem er mehrmals Wagner beschimpfte und zu Ludwigsburg „Fuck Ludwigsburg“ sagte. Es war für mich sehr hart an der Grenze.
Der Höhepunkt des Konzertes waren seine intimen und melancholischen Solos am Klavier. Aber ich hätte mich besser vorbereitet müssen, dann hätte ich die Musik besser verstehen können.
4. Saxophone Summit: Ottobrunn (bei München): 14.07.2017
Das Saxophone Summit führten Joe Lovano, Dave Liebmann und Georg Osby an. Auch diesmal ein höchst intensives, ja fast spirituelles Konzert. Im Mittelpunkt stand die Musik von John Coltrane, welcher Maßstäbe gesetzt hat. Joe Lovano blies kernige Solos, die Dave Liebmann mit weiteren Improvisationen erweiterte. Georg Osby war so etwas wie der Anker in der Musik, der alle auf ein solides Fundament zurückholte. Ich war wegen Joe Lovano dort, denn dieser Mann ist eine Jazzlegende und sicher der führende Tenorsaxophonist unserer Zeit.
Nachdem Konzert gab es eine interessante Diskussionsrunde, in der man einen guten Einblick in das Alltagsleben der Musiker bekam.
5. Joey Defrancesco: Bix, Stuttgart : 15.07.2017
Eine Late Night Show gab es um 22 Uhr im Bix, bei der Quincy Jones spontan vorbeischaute! Das Motto des Abends war „Freedom“, was ein zentrales Wort im Jazz ist. Auf vielen Plattencovers findet sich der Name „Freedom“ und ja, der Jazz ist auch die Musik der Freiheit.
Joey Defrancesco spielte ein feuriges Set und spornte sein Quartett zusätzlich an. Mein Favorit war das Stück „Change Is Gonna Come“, welches ordentlich fetzte und bei der Joey wunderbare Akkorde auf seiner Orgel spielt. Joey ist auch ein feiner Trompeter, der hier mit einem Dämpfer einen sehr warmen Klang erzeugte!
6. Quincy Jones and Friends : Schlossplatz, Stuttgart : 16.07.2017
Der Titel des Abends wäre besser „A Tribute to Quincy Jones“ gewesen. Quincy moderiete den Abend und dirigierte am Ende das Stück „Hit the road Jack“
Die SWR Big Band und die Stuttgarter Kammerorchestra unter der Leitung von Jules Buckley. Das halbstündige Medley heizte die Stimmung auf und beide Bands gaben richtig Schwung.
Als erster kam Jacob Collier auf die Bühne, der setzte schöne Momente mit seiner Interpretation von Human Nature, die Ballade am Ende war für mich etwas zu schwerfällig.
Dee Dee Bridgewater war für mich das Highlight mit ihrem Salute an die großen Jazzladies, hier swingte und phrasierte sie wie die großen Damen des Jazz. Dee Dee ist längst selber eine große Dame des Jazz. Es ist sehr selten, dass man diese Arrangements heute noch so hört.
Den Schlussakt setzte der große George Benson. Das Highlight war das Duett „Moody Mood For Love“ mit Dee, welches er wunderbar phrasierte ohne es dabei zu übertreiben. Bei „Give Me The Night“ kam richtig Stimmung auf am Schlossplatz. Sein Gitarrenspiel habe ich nicht so intensiv wahrgenommen, aber er war ein fabelhafter Sänger an diesem Abend.
Beim Finale „Hit the Road Jack“ sangen nochmal alle Künstler und vor der Bühne war eine richtige Party. Das Konzert wurde für TV aufgenommen, hoffe es kommt auf DVD raus.
Es waren intensive Wochen, fast zu viele Konzerte. Aber was tut man nicht alles für seine Leidenschaft. Meine CD-Ausbeute seht ihr hier unten.
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Armin Fischer (Montag, 21 August 2017 15:57)
Da hast du ja in kurzer Zeit einen richtigen Rundumschlag der bedeutendsten Musikerinnen der Gegenwart erlebt. Darum beneide ich dich!