Jazz in Stuttgart (8) Harald Schwer Interview

Jazz in Stuttgart (8)- Harald Schwer Interview

Harald Schwer ist ein fester Bestandteil der Stuttgarter Jazzszene. Er spielt über viele Jahre spielt regelmäßig in der Jazzhall. Er ist stilistisch vielseitig so hat er z.B. mit der CD "Jazz in Sonata" ein Werk vorgelegt, welches klassische Kompositionen und Jazz miteinander verschmelzt. Aber Harald ist auch ein großer Liebhaber vom George Shearing Sound, dies ist auf seiner  "CD A Tribute to George Shearing" zu hören.

 

Harald Schwer spielte mit zahlreichen amerikanischen Musikern wie z.B. Lou Blackburn, Wild Bill Davison, Joe Gallardo, Dusko Gojkovic, Red Holloway, Barney Kessel und vielen anderen Größen.

 

Weitere Infos und Konzerttermine von Harald Schwer findet ihr hier:

 

http://www.haraldschwer.de/

 

Ich hatte am Ostersonntag die Möglichkeit Harald in der Jazz-Hall  in Stuttgart zu interviewen.

© Harald Schwer, Stuttgart// Harald Schwer / 2017
© Harald Schwer, Stuttgart// Harald Schwer / 2017

Hallo Harald schön, dass du Zeit gefunden hast. Wie kamst du ursprünglich zum Jazz?

 

Meine Eltern hatten ein Schuhgeschäft in Bad Wildbad. Es war ein Geschäft in einem Wohnhaus. Das Geschäft war im Parterre und im ersten und zweiten Stock waren die Wohnräume.

 

In der Zeit als ich am Gymnasium war, etwa bis zum Abitur, saß ich oft am Nachmittag alleine im ersten Stock. Ich hörte, während ich die Schularbeiten machte, oft den Radiosender SWR (Anmerkung JP: Südwestrundfunk), da liefen am Nachmittag viele interessante Sendungen mit Jazzmusik u.a. mit Horst Jankowski oder der Erwin Lehn Big Band. Darüber hinaus hörte ich auch oft AFN (Anmerkung JP: American Forces Network), denn zu dieser Zeit war Jazz die populäre Musik.

 

Über diesen Weg bin ich zum Jazz gekommen. Zur Musik bin ich schon früher gekommen, denn ich hatte seit meinem sechsten Lebensjahr klassischen Klavierunterricht.

 

Welche musikalischen Vorbilder hattest du?

 

Mein Vorbild war zuerst der Oscar Peterson, danach war es Bill Evans. Bill Evans hatte immer einen interessanten harmonischen Aufbau.

 

Was macht das Jazz Trio für dich so besonders? Spielst du gern im Jazz Trio?

 

Das Trio ist die kleinste Formation, bei der eigentlich alles vorhanden ist: Rhythmik, Harmonik und die Melodik

Mit dem Trio lässt sich also musikalisch alles machen.

 

Wie kam die CD „Jazz Café“ zu Stande?

 

Die CD ist eher nebenbei entstanden. Ich war in der Band von Will Lindfors. Am Rande von anderen Studio Sessions haben wir kurzfristig beschlossen im Trio aufzunehmen.

 

Was kannst du mir über dein Projekt  „Sonata in Jazz“ erzählen?

 

Das Projekt ist aus purer musikalischer Neugier entstanden. Ich wollte herausfinden, ob man über klassische Kompositionen improvisieren kann. Also habe ich klassische Komposition im Jazz-Stil arrangiert.

Die Wiener Klassiker und die darauffolgenden Romantiker haben mich dabei besonders interessiert.

 

Jacques Loussier hat so etwas bereits für Bach gemacht. Ich wollte aber Jacques Loussier nicht kopieren und habe mir daher andere Klassiker vorgenommen. 

 

Auf deiner aktuellen CD spielst du Lieder von George Shearing. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

 

Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für Klänge. Das George Shearing Quintett hatte einen unglaublich schönen Klang, weil das Klavier, Vibraphon und Gitarre unisono bei Shearing spielten. Sie erzeugten einen dichten, engen und vor allem einen coolen Klang. Aber gleichzeitig gab es auch fetzige Improvisationen von den einzelnen Solisten.

 

Die Musik bietet also eine breite Klangvielfalt, daher spiele ich das Programm auch sehr gerne.

 

Du trittst in der Jazz Hall oft mit der Gruppe Silverline auf. Was macht die Gruppe so besonders?

 

Es ist meine zweite Hauptband. Der Name Silverline spielt auf Horace Silver an, der hatte seit den 50ern Jahren des 20. Jahrhunderts sein eigenes Quintett mit einer Rhythmus Gruppe und zwei Bläsern (Saxophone/Trompeter). Es war eigentlich eine Fortführung von Bebop-erweitert mit den Elementen des Soul und der Beginn des Hardbop. Dazu kamen noch die lateinamerikanischen Rhythmen.Silverline spielt klassischen Mainstream-Jazz.

 

Wie gestaltest du ein Jazz-Programm?

 

Ich verwende dramaturgische Elemente des Theaters. Es muss Spannung erzeugen, aber gleichzeitig darf man es nicht übertreiben. Ich baue daher gezielt Balladen ein, um Abwechslung reinzubringen, und um danach wieder eine Spannung aufbauen zu können.

 

Was schätzt du an der Jazz-Hall?

 

Die Jazz- Hall ist eine Institution in Stuttgart. Hier passen die Lage und Räume zusammen. Es ist vom Sound und von der Lage die optimale Location um Jazzmusik zu machen.

 

Wie siehst du die Jazzszene in Stuttgart?

 

In Stuttgart gibt es natürlich viel Konkurrenz, denn wir haben drei Clubs, die regelmäßig Programm machen. Hinzu kommt, dass wir aufgrund der Musikhochschule viele gute Musiker haben. Aber das Niveau der Musiker ist wirklich sehr hoch in Stuttgart.

 

Welche amerikanischen Gaststars hast du begleitet?

 

Ich habe mit vielen amerikanischen Gaststars gespielt: Barney Kessel, Red Holloway, Billy Mitchell usw.

Die Konzerte waren in den 80ern Jahren. Wir haben europaweit gespielt u.a. auch auf einen Kreuzfahrtschiff im Rahmen einer Jazz Cruise.

 

Ich habe mit dem großen Wild Bill Davidson einer seiner letzten Aufnahmen gemacht, aber die sind leider verschollen und aktuell nicht auffindbar.

 

Alle waren menschlich sehr angenehm und freundlich.

 

Was sind deine nächsten musikalischen Projekte?

 

Ich würde gerne eine neue CD mit dem „Sonata in Jazz“ Programm aufnehmen, da sich das Repertoire in den vergangenen Jahren stetig erweitert hat.

 

Ich will auch meine Band Silverline in den Vordergrund rücken, auch hier will ich gerne eine CD aufnehmen. Ein genauer Studiotermin steht noch nicht fest und muss noch mit den Musikern koordiniert werden.

 

Danke für das Interview, Harald!

 

Gerne - hat mir große Freude gemacht!

© Harald Schwer, Stuttgart// Harald Schwer / 2017
© Harald Schwer, Stuttgart// Harald Schwer / 2017

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