Cléber Alves CD Review: "ao vivo no bird´s eye"

Cléber Alves CD Review: "ao vivo no bird´s eye"

Manchmal kann man in einem Jazzclub nicht nur gute Musik hören, sondern auch gute Leute treffen. Genau, dass ist mir als Jazzreporter passiert. Im Stuttgarter Jazzclub Kiste hörte ich meinen Freund Franco Petrocca Ende Januar spielen. Eher zufälligerweise kam ich ins Gespräch mit den Gastsolisten Cléber Alves.

 

Cléber erzählte mir von seiner Zeit in Stuttgart und seinen neuen musikalischen Projekten. Leider hatte ich kein Aufnahmegerät dabei sonst hätte ich euch hier wieder ein Interview präsentieren können. Cléber lebte viele Jahre in Stuttgart. Hier nahm er auch CDs mit seinem Quartett auf. Heute lebt Cléber in Bela Horizonte in Brasilien.

 

Er kommt jedes Jahr nach Deutschland um an Konzerten teilzunehmen, sehr oft ist er auch in der Schweiz unterwegs.

 

An diesen Abend verkaufte er mir auch seine neue CD „ao vivo no bird´s eye“.

Die CD nahm Cléber mit seinem Quartett live am 25 Januar 2015 im Basler Club Bird´s  eye auf.

 

Die Stücke enthalten fast ausschließlich Komposition von Cléber: „ Ventos do Brasil“, „Marcha de Verãndo“ und „Uma Tarde em Abril“. Auch die Stücke „Eterna Amizade“ von Nirvaldo Ornelas und „Vôo do Motta“ sind immer wiederkehrende Stücke von Cléber Alves Quartett, die bei keinem Konzert fehlen dürfen.

 

Die CD markiert gleichzeitig ein Jubiläum von Cléber Alves, nämlich sein 30 jähriges Jubiläum als Jazzsaxophonist. Die Musik ist deutlich geprägt von Brasilien, fast bei allen Stücken hört man den Ozean im Hintergrund rauschen. Auch die lockere brasilianische Lebensart kommt gut rüber. Alle Stücke haben ihren gewissen Charakter, doch haben es mir die nachfolgenden Stücke besonders angetan.

 

Der Stil erinnert hier etwas an Stan Getz. Cléber spielt mit verschiedenen Saxophonen (Tenor/Sopran), vor allem das Titelstück „Ventos do Brazil“ klingt sehr geschmeidig mit vielen schönen weichen Akkorden. Das Tempo der Band ist gleichmäßig, diese umhüllt Cléber samtweich mit ihrem präzisen Sound.

 

In groovige Gefilde bringt uns „Marcha de Verãndo“, hier herrschen tiefe Töne vor. Cléber spielte einen rhythmischen Counterpart zu den Klavierläufen von Ricardo Fiuza. Dieses Stück ist mein Favorit, denn es hat viel Flair und Atmosphäre, genau die richtige Voraussetzung für ein gutes Jazzkonzert. Dieses spezielle Flair wird durch das „Call and Response“ Schema zwischen Cléber und Ricardo Fiuza erzeugt. Ein typisches Merkmal für den Jazz.

 

Ein weiteres Highlight ist „Uma Tarde em Abril“, das Stück lebt vom Austausch zwischen den Schlagzeuger Fernando Paiva und Cléber. Dabei gibt Paiva ein Thema vor bei der spontan Cléber antwortet. Damit entsteht ein musikalischer Dialog mit einem stechenden Beat. Cléber spielt hier sehr galant über die Akkorde mit mehreren Wechseln ohne dabei langweilig zu klingen.

 

„Esperando Anjinha“ ist eines der wenigen Stücke, die nicht von Cléber stammen. Dieses Stück stammt von Toninho Horta. Ein alter Favorit den Cléber auch in Stuttgart in der Kiste gespielt hat. Dieses Stück klingt wie eine klassische Jazzballade. Es ist eine langsames Ballade mit viel Platz zum Ausfüllen für Cléber. Hier bleibt er sehr nah an der Melodie und umspielt diese sehr gekonnt mit wenigen aber sehr gut platzierten Noten mit viel Nachhall. Eine sehr emotionale Ballade, ja man kann hier die Seele und die Gefühle von Cléber raushören. Das Saxophon ist wohl das emotionalste Instrument im Jazz, mit dem der Solist sich wunderbar direkt und ohne Maske ausdrücken kann.

 

Die CD wurde übrigens hervorragend aufgenommen, hier hört man wirklich jedes Instrument und hat zusätzlich die Atmosphäre vom Jazzclub. Für all die diejenigen, die in keinem Jazzclub waren ist es quasi ein Ersatz für das Konzert.

 

Ein wirklich gelungenes Album, welches an längst vergangene glorreiche Jazztage erinnert. Übrigens wurde das Album selber von Cléber produziert. Gerne mache ich mal bei Gelegenheit ein Interview mit Cléber.

 

Das Album könnt ihr hier bestellen:

https://www.cleberalves.net/portugu%C3%AAs/discografia/

© Martin Stude, Basel // Cléber Alves / 2017
© Martin Stude, Basel // Cléber Alves / 2017
© Martin Stude, Basel // Cléber Alves / 2017
© Martin Stude, Basel // Cléber Alves / 2017

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